Vor kurzen schrieb ich über eine interessante TV Reportage wo es um den weltgrößten Versandhändler Amazon ging. Hier würde vor allen über den teilweise menschenunwürdige Umgang mit Leiharbeiter berichtet. Vor allen deren Unterbringung, Kontrolle durch zwielichtige Sicherheitspersonal (man könnte auch sagen eine Art Geheimpolizei 2.0 nach Nazi Vorbild) würde kritisiert. Hier kam es auch zu eine großflächige Diskussion im Netz, der aber auch sein Weg in die Nachrichten Sendungen fand. Als erste Reaktion gab es eine nicht gerade kleine Zahl an Amazon Kunden die Ihren Konto gelöscht haben. Somit blieben die Verantwortlichen bei Amazon nichts anders übrig als zu handeln. Schließlich ist der deutsche Markt zumindest in Europa der größte. Selbst wenn weltweit Player wie Amazon kann es sich nicht leisten wenn hier der Umsatz zurück geht. Noch viel tragische kann der längerfristige „Geschichtsverlust“ in die Öffentlichkeit sein. Inzwischen gibt es die ersten Reaktionen vom Unternehmen auch wenn diese derzeit noch halbherzig sind.
So hat Amazon die Zusammenarbeit mit den umstrittenen Sicherheitsunternehmen die durchaus Tendenzen zu Nazis unterstellt werden kann, beendet. Auch die Zusammenarbeit mit Ihre bisherige Partner im Bereich der Vermittlung von Leiharbeiter ist vom Seiten von Amazon beendet worden.
Hierzu kann man nur sagen – „na endlich, aber was kommt danach?“
Sicherlich der Versandhandel ist ein Saisongeschäft. Rund 40% vom Jahresumsatz wird in die letzten 3 Monate im Jahr generiert. Um diese Spitze abarbeiten zu können, brauchen solche Unternehmen zeitliche befristete Mitarbeiter in nicht unerheblichen Zahl.
Wichtig wäre aber das Amazon auch überlegt wie dies in die Zukunft vonstatten gehen soll. Zu einem ist es die Entlohnung der Mitarbeiter. Wer gute Mitarbeiter will auch für kurzfristige Spitzen der muss sich auch bewusst sein das, es diese nicht umsonst gibt.
Als gute Zeichen wäre wenn Amazon jetzt offensiv sagen würde „wir zahlen unsere Leiharbeiter ein ordentlichen Lohn!“. Klar kostet dies einerseits erst einmal Geld und um Versand und Online Handel bestimmt der Preis vieles. Nur würden Amazon mit eine angemessene und vernünftige Entlohnung viel positive PR für sich gewinnen.
Da Werbung auch sehr teuer ist, stellt sich durchaus die Frage welche Weg letztlich wirtschaftlicher wäre?
Aber auch die Kunden sind weiterhin in die Pflicht. Zwar hat Amazon die ersten wichtigen Schritte in die richtige Richtung gemacht, aber die Kunden sollten sich nicht alleine damit zufrieden geben. Sobald Amazon merkt das, die Aufmerksamkeit zurück geht und die Kunden wieder wie gewohnt kaufen, sinkt die Bereitschaft hier was für menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu machen.
Auch sollte sich jeder Kunde (nicht nur bei Amazon) mal folgendes ehrlich mal hinterfragen. Muss ich wirklich den alle letzten Euro einsparen, obwohl gerade diese letzte gesparte Euro oftmals nur deswegen kommt, weil die Unternehmen Ihre Mitarbeiter besonders niedrig entlohnen?
Es nützt nämlich nicht wenn die Kunden sich aufregen, aber weiterhin es immer noch billiger haben wollen. Gut keiner will unnötig Geld verschenken, aber hierbei geht es meist gar nicht um vieles.
Ob jetzt ein neue TV Gerät nun 299 oder 294 Euro kostet ist sicherlich nicht so kauf entscheidend. Aber wenn gerade diese letzten paar Euro darüber entscheiden ob ein Mitarbeiter ein vernünftigen und menschenwürdigen Arbeitslohn erhält oder nicht, dann ist jeder Kunde in die Pflicht.
Noch was zum kauf verhalten im Internet und Versandhandel
Zwar ist es sicherlich schön, wenn ich meine bis um 13 Uhr bestellte Ware schon am nächsten Tag erhalte. Das es aber hier auch vor allen im Bereich der Logistik zu viele menschenunwürdige Zustände kommt (z.B überlange Arbeitszeiten von täglich bis zu 15 Stunden) ist eine Gewissensfrage für jeden Kunden.
Ob ihr eure Buch nun schon morgen oder übermorgen erhält wird nicht gerade über eure weitere Leben besonders entscheidend sein, oder?
Oft wäre hier etwas weniger Anspruchsdenken oft besser.!